Damenkarte

Heutzutage ist man es gewohnt, dass man in Restaurants, Cafés, Bistros und überall sonst, wo man etwas zu Trinken und zu Essen erhalten kann, eine Speisekarte mit den jeweiligen Preisen vorfindet. Besonders in früheren Jahren, aber im Vereinzelten auch noch heute, gibt es zudem eine besondere Speise- und Getränkekarte. Diese enthält zwar auch alle zu bestellenden Speisen und Getränke des jeweiligen Restaurants, allerdings werden hier im Gegensatz zur normalen Speisekarte keine Preise aufgeführt. Diese spezielle Speisekarte ist auch unter dem Begriff Damenkarte bekannt geworden. Die Damenkarte zeichnet sich also dadurch aus, dass es sich um eine eine Speise- und Getränkekarte ohne Preisauszeichnung handelt. Der Name dieser speziellen Speisekarte ist darauf zurück zu führen, dass es noch im letzten Jahrzehnt oftmals üblich war, dass der Herr die Dame zum Essen eingeladen hat. Der Grundgedanke, der hinter der Damenkarte steht ist nun der, dass die Dame natürlich zunächst einmal eine ganz „normale“ Speisekarte erhalten soll, auf der alle vorhandenen Getränke und Speisen aufgeführt sind. Da die Dame aber wie bereits erwähnt in der Regel eingeladen wurde, enthält die Damenkarte keine Preise, damit die Auswahl der Getränke und Speisen seitens der Dame „unbefangen“ erfolgen kann.

Der dahinter steckende Gedanke ist also, dass sich die Dame bewusst nicht für die teuren Gerichte und Getränke entscheiden würde, wenn es sich um eine Karte mit Preisangaben handeln würde, um den Herren nicht in Verlegenheit zu bringen oder um nicht „unverschämt“ zu wirken. Vor der Nutzung der Damenkarte bestellten die eingeladenen Damen in der Regel sogar bewusst die preiswerteren Gerichte, um einen guten Eindruck beim Herren zu hinterlassen. Durch die Tatsache, dass dann auf der Damenkarte keine Preise mehr verzeichnet sind, kann die Dame also unbefangen das Gericht und das Getränk auswählen, welches sie gerne haben möchte. Der Herr bekommt natürlich nach wie vor eine Speisekarte mit Preisen, damit er unter anderem auch nachschauen kann, welcher Rechnungsbetrag in etwa mit der Bestellung der Dame auf ihn zukommt und im „Notfall“ aufgrund mangelnder Liquidität auch noch „eingreifen“ könnte.

In erster Linie handelt es sich bei der Damenkarte natürlich um eine „Höflichkeitsgeste“ und man möchte damit die guten Umgangsformenn unterstreichen, die zumindest vor einigen Jahren oder Jahrzehnten noch sehr verbreitet waren. Die Damenkarte gehörte in ihrer Zeit einfach zum guten Benehmen dazu, so wie der Herr der Dame die Tür aufhält oder ihr beim Platz nehmen den Stuhl hält. Daher war die Damenkarte auch insbesondere in gehobenen Restaurants zu erhalten. Unter „logischen“ Gesichtspunkten darf man die Funktion der Damenkarte daher natürlich auch nicht betrachten. Auch wenn eine Damenkarte keine Preise enthält, so weiß natürlich dennoch nahezu jede Frau, dass ein Glas Champagner deutlich teurer ist als ein Glas Sekt oder gar ein nicht alkoholisches Getränke. Sicherlich weiß auch jede Dame, dass man mit einem Hummer ein deutlich teureres Gericht wählt, als wenn man ein Kabeljaufilet mit Kartoffeln bestellt.

Heutzutage ist die Damenkarte aus dem Gastronomie-Bereich fast völlig verschwunden, da es oftmals so ist, dass Dame und Herr sich die Rechnung im Restaurant teilen und nicht mehr überwiegend der Herr die Dame einlädt. Die Damenkarte wird entweder noch in einzelnen und sehr gehobenen Restaurants angeboten, oder kommt etwas zweckentfremdet und gechlechtsneutral zum Einsatz. Die Damenkarte kommt in dieser Funktion der geschlechtsneutralen Speisekarte ohne Preisangabe zum Beispiel bei Geschäftsessen zum Einsatz. Bei Geschäftsessen ist es ebenfalls der Fall, dass zumeist noch „eine Partei“ zahlt und den oder die eingeladenen Personen ebenfalls nicht damit „einschränken“ möchte, dass man aus Höflichkeit Gerichte und Getränke mit relativ niedrigen Preisen wählt bzw. wählen muss.

2 Gedanken zu „Damenkarte

  1. Ist ja witzig, welchen Irrsinn man in Deutschland glaubt: In franz. Restaurants gibt es weiterhin eine neutrale Karte, natürlich nur außerhalb der Touri/TUI-Abfütterlokale. Nennen Sie es „carte blanche“. Aber wer nicht in Frankreich lebt, kann es eben auch nicht googeln. Es grüßt Richtung Dioxin, Gammelfleisch und Analogkäse :–))

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