Eine bekannte Redewendung behauptet „viele Köche verderben den Brei“. Bei Fusion Food ist das anders, denn hier bringen viele Mitwirkende erst so richtig Schwung in die Sache. Durch die Kombination verschiedener Essgewohnheiten und Zubereitungsarten entsteht ein einzigartiger Mix aus Regional-, Landes- und Nationalküche. Das ist genauso spannend wie es klingt – und eröffnet eine kunterbunte Genusswelt.
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Alte, neue und allgemeine Bedeutung von Fusion Food
Ursprünglich bezeichnete der Begriff Fusion Food die Zusammenführung landestypischer Spezialitäten – auch (oder gerade wenn) die Ursprungsregionen gar keinen Bezug zueinander hatten. Zunächst ging es darum, die bevorzugten Gewürze, Zutaten und Verarbeitungs-Varianten eines Landes mit denen eines anderen Landes zu vereinen. Das, was dabei herauskam, war ein spannender Mix diverser Esskulturen und lokaler Genüsse.
Diese anfängliche Bedeutung hat Fusion Food noch immer; mittlerweile umfasst er jedoch auch Gerichte, die scheinbar konträre Zutaten kombinieren – also Süßes mit Salzigem oder Rohes mit Gekochtem verbinden. Der Effekt ist oft genauso überraschend wie bei der ursprünglichen Fusionsküche und hat sie um raffinierte Aspekte erweitert.
Darüber hinaus ist Fusion Food jedoch vor allem ein Abbild der Gesellschaft – denn so wie Grenzen, Nationalitäten oder sogar Geschlechtszugehörigkeiten verschwimmen, werden auch die Übergänge von einer Landesküche zur anderen immer fließender. Daher gilt Fusionsküche als typisches Essverhalten der globalisierten Welt und treibt ständig neue, noch schönere Blüten.
Ursprünge und Beispiele für Fusion Food
Direkt erfunden hat diese Art zu kochen niemand. Fusion Food entwickelte sich aus Freude an gutem Essen und der Bereitschaft zu experimentieren. Die Gerichte entstanden ohne feste Regeln, oft in geselligen Runden und mit einem gehörigen Maß an Neugier; mitunter aber auch aus Mangel an bestimmten Zutaten. Es kam durchaus vor, dass fehlende Kräuter durch andere Würzmittel ersetzt werden mussten – und unvermittelt eine Fusions-Speise entstehen ließen.
In den USA ist die zu Grunde liegende Praxis schon länger bekannt, denn hier prallen seit jeher Kulturen und Gewohnheiten aufeinander. Siedler aus aller Welt brachten neben großen Träumen auch Vorlieben und Rezepte aus der alten in die neue Heimat – wo sie sich manchmal verblüffend schnell änderten. Streng genommen ist die ganze Küche der USA eine einzige große Fusion, weil sie fast alle Nationalitäten in sich vereint.
Doch auch andere Länder können auf multikulturelle Essgewohnheiten verweisen. So sind kubanische Speisen gleichermaßen von Spanien wie von afrikanischen und karibischen Vorlieben geprägt – und damit Fusion Food par excellence. Selbst im urdeutschen Rezept für Currywurst spiegeln sich internationale Einflüsse wider, denn es kombiniert die Würzmittel verschiedener Länder (süßen Ketchup und indisches Curry) zu einer neuen einzigartigen Soße. Zusammen mit Pommes frites erhöht sich der Fusion-Food-Charakter nochmals, denn die ölgebackenen Kartoffelstäbchen stammen ursprünglich aus Belgien.
Ideen und Quasi-Rezepte für Fusion Food
Hintergrundwissen wie dieses ist jedoch gar nicht nötig, um Landes-Spezialitäten zu kombinieren oder neu zu interpretieren. Für gelungene Fusionsküche reicht es, über den Topf- oder Tellerrand hinaus zu schauen und auf spontane Eingebungen zu hören. Das beweisen die zahlreichen Abwandlungen der klassischen Paella, die ohnehin exotisch beeinflusst ist. Durch Austauschen, Weglassen oder Hinzufügen einzelner Zutaten entstehen in jedem Land andere Variationen des beliebten Reisgerichts.
Gleichfalls auf Reis basiert traditionelles japanisches Sushi, das schon „von Haus aus“ in verschiedenen Formen und mit variablen Zutaten hergestellt wird. Durch die Beigabe von Zitronengras erhält das Gericht einen thailändischen Anstrich und internationales Flair. Bei der süßen Sushi-Variante mit Milchreis ersetzen Obstscheiben bzw. -stücke den sonst üblichen Algenmantel bzw. Fisch-, Tofu- oder Gemüse-Kern.
Es sind jedoch nicht nur einzelne Zutaten, die fusionieren können – sondern auch ganze Gerichte. Im Mutterland internationaler Essens-Kombis ist Burger-Pizza beliebt: ein knusprig-dünner Hefeteig-Boden, belegt mit saftigen Rinderhack-Patties und Käse. Im Rahmen von französisch-italienischem Fusion Food entsteht zum Beispiel Pasta-Tarte, deren feiner Mürbeteig-Rand Spaghetti oder Tortellini umschließt.
Noch globaler wird es, wenn auch die Namen der Speisen miteinander verschmelzen. Zu den bekanntesten Kreationen dieser Art gehören die derzeit schwer angesagten Backwaren Cruffin und Cronut. Beide bestehen aus blättrig-buttrigem Croissant-Teig, der entweder in Muffin- oder in Donut-Form ausgebacken wird. Gefüllt mit Pudding, Vanillecreme oder Marmelade vereinen die Gebäckstücke Pariser Patisserie-Kunst mit dem American Way of Life.
Doch auch mit ganz wenig Aufwand kann Fusion Food entstehen – etwa, wenn klassischem Kartoffelbrei ein wenig Wasabi beigemengt wird oder Feldsalat durch Datteln eine süße Note erhält. Manchmal sorgt Experimentierfreude auch nur für eine besonders schöne Optik, wie es bei Zartbitter-Schokolade in dunkler Bratensoße der Fall ist.
Fazit zu Fusion Food
Bei Fusion Food sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und die Ergebnisse oft verblüffend. Am besten ist es, Verschiedenes auszuprobieren und sich einfach überraschen zu lassen…